Unsere Alleingeburt


Geburtsbericht


Die Wehen setzten ab SSW 41+ 1 ein. Nachts waren sie häufig und regelmäßig und so stark, dass ich auch aufwachte und sie wegatmen musste

Über Tag kamen sie nur vereinzelt und ich stellte mich darauf ein, dass es noch dauern würde… 4 Tage lang ging das so und ehrlich gesagt wartete ich darauf, dass die Fruchtblase platzt und ich der Hebamme Bescheid sagen konnte. Dass sich etwas tat, war schließlich eindeutig -

SSW 41+4 abends ging es wieder los. Ich kannte das ja inzwischen, sagte Lukas, dass er schlafen gehen soll und hüpfte in die Badewanne. Um 22.23 Uhr schrieb ich meiner Hebamme, dass die Wehen zugelegt haben, mir auch übel wird, ich aber nicht spucken muss und die Fruchtblase noch nicht geplatzt ist. Schon 20 Min. später waren die Wehen dann so heftig, dass ich Lukas sagte, dass er die Hebamme anrufen soll…sie meinte, sie braucht 45 Min. und ich sagte noch, dass er so schnell nicht kommen wird…

Schon kurz vor 23.00 Uhr hatte ich dann plötzlich einen Teil der Fruchtblase in der Hand, wie eine kleine Wasserbombe. Da wusste ich, er kommt tatsächlich in der Fruchtblase! (Mittags sagte ich noch zu Lukas, dass ich trotz Wehen auf den Blasensprung warten möchte und dass es einfach zu selten und unwahrscheinlich ist, dass die Blase nicht springt)…. wir riefen wieder an und ich meinte zur Hebamme, sie soll sich beeilen! 

Ich sagte Lukas, er solle mir schnell das Dammmassageöl bringen und mir in die Hände schütten. (Es fühlte sich an, als ob ich zerreißen würde und ich wollte keinen Dammriss riskieren.) Ich ölte mir die Hände ein und drückte sie zum Schutz vor Verletzungen zwischen die Beine.

Direkt danach kam eine Hammerwehe: Der Kopf war da! Die Fruchtblase war inzwischen doch aufgegangen. Ich hatte seinen Kopf in der Hand und merkte, dass sich die Nabelschnur wie ein Rollkragen um seinen Hals gelegt hatte… ich dachte: Er MUSS mit der nächsten Wehe raus und stellte sicher, dass er nicht mit einer Schulter feststeckte.

Mit der nächsten Wehe war er schon da und ich befreite ihn sofort von der Nabelschnur. Sie war 3, 4 mal um seinen Hals gewickelt. Sie war im Sekundenbruchteil runter. Da hörten wir sein Quietschen, ich befreite mit meinem T-Shirt noch schnell sein Gesichtchen und seine Atemwege vom Fruchtwasser, dann nahmen wir ihn hoch und waren überglücklich 💞

20 Min später traf die Hebamme ein.

Die Plazenta wurde etwa 1 ½ Stunden danach geboren. (Die Nachwehen empfand ich als furchtbar schmerzhaft. Ich wollte aber gerne auf Schmerzmittel verzichten und hielt die 2 Tage durch.)

Ich duschte und putzte mir die Zähne. Die Hebamme verabschiedete sich und wir kuschelten uns alle ins Bett ❤

Gefühle

Keiner von uns beiden hatte zu irgendeiner Zeit Angst. Offen gestanden war dafür auch nicht viel Zeit. Alles was wir taten kam intuitiv und fühlte sich selbstverständlich und normal an. Wir waren weder verunsichert, noch ratlos.
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Lukas sagte während der letzten Minuten nichts. Er tat alles, was ich ihm sagte mit Ruhe und trotzdem schnell. Es fügte sich alles perfekt zusammen, sodass mir zu keinem Zeitpunkt etwas fehlte.
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Er stand wie ein Fels vor mir und ich hing an ihm, als ich dachte, ich würde zerreißen.
Diese Entbindung war viel schmerzhafter, als meine letzte. (Das letzte Mal hatte ich eine schmerzfreie Hausgeburt.) Vielleicht lag es daran, dass ich dieses Mal nicht in Trance war…aber das Gute ist, dass der Schmerz direkt wieder verflogen ist, sobald die Wehe aufhört. Ich versuchte, immer im Hier und Jetzt zu bleiben und mich auf jede Wehe zu konzentrieren. Sie einzuatmen.
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Ich habe keine Geburtsverletzungen erlitten.
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Ich fühlte mich zwischen den Wehen hellwach. Total klar und hatte auf einmal alles im Kopf, was wir irgendwann einmal mit der Hebamme besprochen hatten. Es fühlte sich unglaublich natürlich und normal an. Das tut es immer noch.
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Aber wir wissen auch, dass die Alleingeburt etwas sehr Besonderes ist. Wir teilen einen unvergesslichen Moment und haben in dieser Nacht eine unserer kostbarsten Erinnerungen geschaffen. Mit keinem anderen Mann hätte ich diese Erfahrung teilen können und wollen.
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Ich denke nach dieser Erfahrung mehr denn je, dass jede Frau mit einem unauffälligen Schwangerschaftsverlauf dazu in der Lage ist, auf diese Weise zu entbinden. Und es muss ja nicht alleine sein, aber ich halte es für gut und richtig, Frauen dazu zu befähigen, sich aktiv an der eigenen Geburt zu beteiligen und sie umfassend aufzuklären, ohne sie dabei zu verängstigen und einzuschüchtern.
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Die Geburt ist ein Geschenk. An Mutter und Kind. Sie ist einzigartig, unwiederbringlich, besonders und natürlich - Und so sollte sie auch (von allen Anwesenden) behandelt werden.