Heidnische Feste
- feiern mit Kindern
Als ich mein erstes Kind bekam, begann ich erstmals mir Gedanken darüber zu machen, in welchem Glauben ich es erziehen wollte. Je mehr ich darüber nachdachte, umso weniger gefiel mir die Vorstellung, es im christlichen Glauben zu erziehen. Ich bin römisch-katholisch getauft und rückblickend betrachtet gab mir diese Religion nicht viel.
Ich beschäftigte mich mit Alternativen und stoß auf die heidnischen Jahreskreisfeste. Da die großen christlichen Feste aus ihnen hervorgehen, werden sie etwa zur selben Zeit des Jahres gefeiert. Das macht es sehr einfach, sie auch mit Freunden und anderen Kindern zu feiern. Die meisten alten Bräuche sind heute noch gesellschaftlich etabliert.
Das schöne an heidnischen Festen ist, dass sie greifbar sind. Es werden Naturphänomene gefeiert, die beobachtbar und nachvollziehbar sind. Auch die Bräuche sind vielfältig, praktisch und lehrreich. Die Förderung der Achtsamkeit gegenüber der Natur gefällt mir an heidnischen Jahreskreisfesten besonders. Das Heidentum besteht anders als das Christentum aus weit mehr, als nur Geschichten über Gott, Familien und Völkern, die vor vielen Jahren gelebt haben. Heidnische Feste gründen auf Naturereignissen. Es werden Erntefeste gefeiert, das Ende des Sommers, die Winter- und Sommersonnenwende, die Tagundnachtgleichen, der Beginn des Frühlings, usw. Natürliche Dinge, die Kinder hautnah miterleben können.
Bei allen Jahreskreisfesten steht die Natur im Mittelpunkt. Outdoor Aktivitäten jeder Art, Spaziergänge, ein Picknick oder ein BBQ kombiniert mit Gerichten aus saisonalem Obst und Gemüse sind das Kernstück jedes Feiertags. In Verbindung mit dem Bewusstsein über unseren Platz im Hier und Jetzt und Dankbarkeit für die Schätze der Natur wird dieser Tag zu etwas Besonderem.
Samhain
Mit Samhain oder Halloween endet und beginnt der Jahreskreis. Die Nächte werden immer länger, die Tage dunkler und kälter. Der Winter hält Einzug. Um den 31.10. herum, reflektieren wir, über das war war, um loszulassen, was uns nicht mehr dient. Wir überlegen uns, was wir ändern möchten und formulieren Ziele für das neue Jahr. Samhain gibt auch Anlass, den Toten zu gedenken. Man sagt, die Tore zwischen den Welten seien an diesem Tag weit geöffnet.
Yule
Wintersonnenwende
Die dunkelste Zeit des Jahres ist vorüber. Mit Yule um den 21.12. kehrt das Licht zurück. An diesem Tag wird “die Geburt des Lichts” gefeiert. Die Tage werden wieder länger. Wir bereiten Apple Crumble oder Bratäpfel zu, trinken Kinderpunsch.
Wir zünden ein Feuer an (eine Kerze tut es auch) und sprechen mit unseren Kindern über die Bedeutung dieses besonderen Tages. Als Aktivität bietet sich zum Beispiel die Herstellung von Kerzen an.
Wir haben uns für Schwimmkerzen entschieden, die wir beim Abendspaziergang mit einem Wunsch in ein naheliegendes Gewässer oder in unseren Teich setzen werden.
Rauhnächte
Als Rauhnächte werden die Nächte zwischen den Jahren bezeichnet. Das Mondjahr ist 12 Nächte kürzer, als das Sonnenjahr. Daraus ergibt sich diese Differenz von 12 Nächten. Nach der Wintersonnenwende am 21.12. gehen wir direkt in sie über.
Wir räuchern, zünden Kerzen an und reflektieren. Wir denken über Vergangenes und über die Zukunft nach. Kinder kann man einbeziehen, indem man mit ihnen Fotoalben anschaut. Man kann mit ihnen darüber sprechen, was ihnen aus dem letzten Jahr im Gedächtnis geblieben ist und was sie im neuen Jahr gerne machen oder lernen würden.
Imbolc
Imbolc kann mit „im Bauch“ übersetzt werden. Es wird am 1./2. Februar gefeiert und läutet den Frühlingsbeginn ein. Im Bauch von Mutter Erde erwacht bereits das Leben und bricht bald durch. Vielleicht wurden bereits erste Frühlingsboten gesichtet… Solche Frühblüher sind z.B. Schneeglöckchen, Veilchen, Gänseblümchen, Märzenbecher, Krokus, Narzisse, Hyazinthe, Primel und mehr!
Es bieten sich auch Beschäftigungen mit Samen an. Wie beispielsweise die Herstellung von Samenpapier oder Samenbomben (die Anleitungen findet ihr unter DIY/Geschenkideen) oder einfach die Aussaat von Samen. Z.B. in Töpfchen oder Eierschalen.
Jetzt ist auch die richtige Zeit, um das Gartenjahr und die Gemüseanzucht zu planen.
Imbolc wird mit Reinigung in Verbindung gebracht. Das Ausmisten und der Frühjahrsputz stehen an!
Ihr könnt eine kleine Frühblüher-Entdeckungstour veranstalten, das erste Blumensträußchen für dieses Jahr pflücken, ihr könnt euren Salat mit Wildkräutern garnieren, Gänseblümchentee oder die Frischkäse-Bällchen mit Gänseblümchen ausprobieren!
Außerdem könnt ihr Eislaternen herstellen, in die ihr ebenfalls Frühblüher einarbeitet (die Anleitung dazu folgt in Kürze!)
Eostra
Frühlings-Tagundnachtgleiche
Eostra, Eostre oder auch Ostara, wird um den 21. März gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt sind Tag und Nacht gleich lang. Während die Christen die Auferstehung Jesu Christi feiern, wurden im Heidentum der Jahreszeitenwechsel, der Beginn einer neuen Jahreszeit und die wiederkehrende Fruchtbarkeit der Natur zelebriert. Die germanische Göttin Eostra stand für Fruchtbarkeit, ihr Tier ist der Hase, ihre Symbole sind der Mond und das Ei. Um die Osterzeit halten sie auch heute noch Einzug in unsere Gärten und Häuser. Sie sind bis heute ein wichtiger Teil der Osterrituale. Hasen sowie Eier stehen für die Fruchtbarkeit und den Beginn neuen Lebens.
Eostre Spell
Ein kleiner Samen für mich zum säen,
braucht etwas Hilfe, um aufzugehen.
Steck ihn in ein kleines Loch,
Erde drüber – poch, poch, poch.
Etwas Regen, etwas Zeit,
etwas Sonne, das Pflänzchen gedeiht!
Beltane
Besser als Walpurgisnacht bekannt.
Beltane wird am 30. April bzw. am 1. Mai gefeiert. Alles steht im Zeichen der Fruchtbarkeit und der Lebensfreude. Es stellt den Spaß, das Vergnügen und die Liebe (insbesondere die körperliche) in den Mittelpunkt. Als Fest des Lebens bildet Beltane das Pendant zu dem Fest der Toten (Samhain).
Es bieten sich Basteleien mit Naturschätzen an, wie z.B. Blumenkränzchen, eine Löwenzahngirlande oder eine DIY Wimpelkette mit Pflanzendruck.
Lebensmittel, die mit dem Fest in Verbindung stehen, sind Honig, Kirschen, Erdbeeren, Zitronen und Molkereierzeugnisse. Ihr könnt zum Beispiel Honigkuchen backen oder Karamellbonbons machen.
Für die Kinder ist es immer ein Fest Zitronenlimonade oder Erdbeereis selbst herzustellen.
Litha
Sommersonnenwende
Litha, besser bekannt als Midsommar, kennzeichnet den längsten Tag im Jahr (und die kürzeste Nacht). Litha bildet das Gegenstück zu Yule. Gefeiert wird am 21.06.
Ab heute werden die Nächte wieder Stück für Stück länger...
Traditionell wird ein großes Feuer entzündet. Leitmotive sind beispielsweise Wohlstand, Fülle und Fruchtbarkeit. Jetzt ist eine gute Zeit, sich mit dem persönlichen Wachstum auseinanderzusetzen. Dazu zählen auch Rituale der Selbstliebe (z.B. ein entspannendes Bad mit Lavendel oder Rose) und die Heilung des Selbst, als auch die Heilung von Beziehungen.
Wir sind dankbar für alles, was Mutter Natur uns gegeben hat.
Wer kein eigenes Gemüse im Garten hat, kann ein Selbstpflückerfeld besuchen.
Typisch sind Gerichte mit Beeren oder über dem Feuer zubereitete Speisen. Stockbrot, gegrillte Marshmallows oder gegrilltes Obst (z.B. Ananasringe oder Pfirsich), selbstgemachter Eistee, frisch gepflückte Blumen und Haarkränzchen dürfen an diesem Tag natürlich nicht fehlen!
Lammas
Mabon
Herbst-Tag-und Nachtgleiche
Tag und Nacht sind heute genau gleich lang und das feiern wir. Mabon findet immer um den 21. September statt. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen bei einem Waldspaziergang. Waldschatzsuchen lassen uns achtsam werden. Beklebt dazu einfach einen Eierkarton mit entsprechenden Abbildungen.
In dieser Zeit bietet es sich auch an, mit den Kindern Apfelsaft selbst herzustellen. Für unser Picknick hatte ich herzhafte Muffins und süße Apfel-Vanille- Schnittchen gebacken.